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Notizen zu einer Vereinschronik

Soll das Tal wieder aufleben, braucht es helfende Arme von aussen zur Überwindung der Resignation. (1974) 

Eine kurze Vorgeschichte
Seit 1974 habe ich im Calancatal mit Schulklassen wiederholt am Rande von Studienwochen kleinere Unterstützungsarbeiten für die dortige Bevölkerung geleistet, zu offensichtlich waren überall die infolge der Abwanderung fehlenden Hände spürbar. Immer mehr festigte sich meine Überzeugung, dass dieses Tal und seine Menschen auf Hilfe angewiesen sind.

Als im Winter 1978/79 die gerade erst gegründete ASAC (ASSOZIAZIONE STRADE ALTE DELLA CALANCA), die sich vom Wandertourismus wirtschaftliche Impulse für das Tal erhoffte, „bergtüchtige und wetterfeste Jugendliche“ als Fronarbeiter für den Bau eines durchgehenden Höhenwanderweges San Bernardino – Santa Maria suchte, trat ich mit dem Initiator des Projektes, Wilfried Graf, in Kontakt und gab anschliessend den Aufruf an die Schüler der Kantonsschule Sursee weiter. Spontan entschloss sich eine kleine Gruppe meiner damaligen Fünftklässler mit ihrem Lehrer zusammen das Abenteuer zu wagen.
Anlässlich einer Dreierkonferenz (W. Graf, Prof. Jakob Urech und Hans Urech) im April 1979 in Hallwil akzeptierte Graf ein geschlossenes Lager mit separatem Lagerplatz für unsere Gruppe und schlug Aion Vec als Lagerplatz vor. Am 18.6. teilte ich Graf mit dass wir beabsichtigen, das Maiensäss von Jakob Urech als Lager zu benutzen. Seine Antwort: „Ihr grosszügiger Vorschlag bringt uns eine weitgehende Entlastung. Ich sehe aber, dass Sie und Ihre Gruppe damit sehr strapaziöse Arbeitsbedingungen auf sich nehmen, wie ich sie nicht vorzuschlagen gewagt hätte.“
30.6./1.7. Legendäre Erkundungsexkursion ins vorgesehene Arbeitsgebiet mit Severin Disler als Weintransporteur und Giacomo Urech als profundem Weinkenner.
Artoalla
Von den einstmals 54 Gebäuden auf dem Maiensäss standen 1979 noch deren 11, davon zeigten aber 5 bereits mehr oder weniger deutliche Anzeichen des fehlenden Unterhalts.
Wenn man von Sisielma her aufsteigt, auf einem 1979 im unteren Teil fast zugewachsenen Weglein, sind es die ersten 4 noch intakten Gebäude, die uns als Basislager zur Verfügung standen. Zuerst rechts ein gemauerter Stall (Trockenmauerwerk) von ungefähr 6x6 Metern. Der sehr niedrige Stall war bis zur Türschwelle gefüllt mit allem möglichen Gerümpel mehrheitlich aus morschem Holz, für uns nicht benutzbar. Über dem Stall ein Blockbau aus unbehauenem Rundholz und daher entsprechend gut durchlüftet zum Trocknen und Lagern von Heu. Ein Rest altes Heu als Unterlage zum Schlafen war noch vorhanden, daneben alle möglichen uralten Geräte, so etwa eine Mistgabel mit drei ca. 9cm langen starken Zinken, eine kleine wurmstichige Bank und ein alter Trogkasten ohne Deckel (150x55cm) und ungefähr so hoch wie ein Tisch. Dieser Trogkasten war für uns ein Glücksfall, mit zwei ungleich langen verzogenen Gerüstläden darauf, hatten wir ohne grossen Arbeitsaufwand einen wackeligen Tisch zur Verfügung.
Links über dem Stall steht ein kleiner Steinbau, Innenmasse 3.3x3.2 Meter, die Küche. Vor der bergseitigen Wand liegt eine Steinplatte auf dem Holzboden, darauf eine offene Feuerstelle, wie wir sie von Feuerstellen im Wald kennen. Einen Kochherd oder Ofen gibt es nicht, ebenso keinen Rauchabzug. Der Rauch entweicht je nach Wetterlage durch die Tür oder die Ritzen zwischen den Steinplatten des Daches. An drei Wänden stehen auf Läden einige Kochgeräte sowie Büchsen, Gläser und Flaschen. Ein Hocker und ein kleiner Tisch hinter der Tür waren das einzige Mobiliar. Dazu standen im Raum eine Unmenge alte kurze Läden und Latten, gebrochene Pfähle usw., sodass man sich höchstens zu zweit im Raum bewegen konnte. Unter dem Boden befindet sich ein kühler Vorratskeller.
Direkt neben der Küche, wiederum etwas höher gelegen, steht ein kleines Holzhaus mit 4x4 Metern Grundfläche. Es ist ein Blockbau aus behauenen „Flecklingen“ (Planken) und diente noch bis nach dem 2. Weltkrieg als Schlafhütte. Zwei Räume, je knapp 1.8x2 Meter und 150cm hoch, haben beide eine Türe ins Freie (80x90cm). Über den beiden Kammern gibt es noch einen niedrigen Dachboden, ebenfalls mit einen Zugang vom Freien her, den man über eine kurze Leiter erreicht.
Vom Schlafhaus aus geht es auf einer Terrassenmauer hinauf zum 40 Meter entfernten und einige Meter höher gelegenen Waldrand. Dort steht nochmals ein Stall, gemauert und einem breiten Riss in der Giebelmauer, der mit Kuhmist verklebt wurde. Der Stall selber riecht wegen der Bodenfeuchte leicht muffig, die rückseitige Mauer ruht zur Hälfte auf einem in den Stall hinein ragenden Felsbrocken. Der Heuraum darüber ist nur über eine sehr niedrige Tür zugänglich. Sein leicht morscher Prügelboden war mit Jahrzehnte alten Heublumen gepolstert. Als unser schwergewichtiger Koch im zweiten Lager hier schlafen wollte, ist er samt Boden in den Stall abgestürzt und in einer dichten Staubwolke verschwunden. Ein zweiter Schwachpunkt dieses Gebäudes war das Dach, der gewaltige Firstbalken war zufolge Fäulnis in der Mitte gebrochen und das Dach daher nicht mehr ganz dicht. Die Situation wurde immer ungemütlicher, im zweiten Sommer brauchte ich bei Gewitterregen einem Schirm für meine Kleider, da nur noch eine kleine Ecke des Bodens im Bereich meines Lagers trocken blieb.
Man wird es verstehen, der Bezug unserer Unterkunft war im ersten Jahr mit einigen Arbeiten verbunden. Als gemeinsamer „Essraum“ oder besser Essplatz kam nur der kleine ebene Platz innerhalb einiger Ruinenmauern neben der Küche in Frage, hier schichteten wir Steine zu einem niedrigen Tisch von 70x70cm und Bänken aufeinander und ergänzten die Möblierung mit dem eingangs erwähnten Tisch auf dem Trogkasten, an dem die Mehrzahl der Lagerteilnehmer speiste. Es ist ein Wunder, dass wir, trotz manchmal unbeständigem Wetter mit Schauern und Gewittern, bis 1992 ausnahmslos alle Nachtessen mehr oder weniger trocken hier unter offenem Himmel geniessen konnten. Wer dabei war, wird diese Abende nie mehr vergessen.

Arbeitslager 1979: Das erste Abenteuer
Ohne jede Erfahrung im Bau von Wanderwegen, aber nach rund drei Jahrzehnten Gewöhnung an Pickel, Hebeisen und Steinschlägel und mit einer angeborenen Liebe zu land- und forstwirtschaftlichen Arbeiten, reiste ich am 3.8. mit drei Schülern ins Calancatal, mit im Gepäck zwei Flaschen „Medizin“, von der auch noch nach 40 Jahren ein Rest im obersten Stall in Artoalla steht.
Samstag, 4.8.     Einrichten unseres geplanten Basislagers in Artoalla nach Entrümpelung der Ställe,
                               Markierung der nur mühsam auffindbaren Wegspur von La Motta nach Stabiel. 
Sonntag, 5.8.      Die Werkzeuge ins Arbeitsgebiet (Mottone, 2100m ü.M.) getragen. Anreise der
                               weiteren Lagerteilnehmer, anschliessend Bezug der Hütten.
Montag, 6.8.        05.00 Tagwache, 06.05 Abmarsch, 07.55 am Arbeitsplatz, nach kurzer Pause geht es
                                los!
Dienstag               Abschluss des für die ganze Woche erteilten Arbeitsauftrages!
Mittwoch              Arbeitsfreier Tag, Besuch der Arbeitsgruppe auf der Alp Largè hinten im Tal.
Donnerstag         Ausbau der schlechtesten Wegabschnitte zwischen Stabiel und der Aurigliaschlucht.
+ Freitag
Samstag              Wartung und Transport von Werkzeugen, Lagerabbruch, Umzug nach Bodio.
Sonntag               Heimreise nach dem Mittagessen.
„Die Arbeitsleistung dieser Gruppe verdient besondere Anerkennung: Die Normal-Vorgaben (6 Std. Arbeit, inkl. Weg) weit überschreitend sind diese Mittelschüler jeweils morgens 6 Uhr aufgebrochen, haben den weiten Weg über Stabiel-Aurigliaschlucht gemacht und dann bis am späten Nachmittag gearbeitet. Das Resultat übertrifft unsere Erwartungen beträchtlich.“ (W.Graf)
„Wir haben in eigener Verantwortung 1.2 km Weg in einem Steilhang neu gebaut und zusätzlich 1.4 km bestehende Wege verbessert. Für unsere Mühen wurden wir reichlich belohnt durch die herrliche Bergwelt und das Erlebnis einer tiefen inneren Zufriedenheit über das in harter Arbeit geschaffene Werk. ...... In den kommenden Jahren soll der Höhenweg vollendet werden, gleichzeitig bedürfen aber auch die Zugangswege vom Tal aus dringend einer Verbesserung, erst beides zusammen bedeutet für das Tal eine Hilfe“ (H. Urech)
19. Oktober Anfrage von W. Graf, ob ich in den Vorstand der ASAC eintreten würde.
17. 12. Versammlung der Lagerteilnehmer (nur einer fehlt).
                 Alle Anwesenden sind der Meinung man wolle das angefangene Werk weiterführen und stellen sich daher für Arbeiten im kommenden Sommer wieder zur Verfügung.
Sie schliessen sich dem Vorschlag ihres Lehrers an, den Unterhalt der erstellten und restaurierten Wege wenn möglich „auf Jahre hinaus“ sicher zu stellen. Um dies gewährleisten zu können entschlossen sich die 9 Anwesenden, einen Verein zu gründen. Es wurde beschlossen, Statuten auszuarbeiten und etwas Werbung für finanzielle Unterstützung zu machen.

13. Mai 1980 Gründung der <Arbeitsgemeinschaft Val Calanca (der Kantonsschule Sursee) > an
                        unserer 1. Generalversammlung in Nebikon. Einstimmige Genehmigung der Statuten.
                        Auf den 4.7. wird eine Orientierungsversammlung zum Lager 80 festgesetzt, in dem
                        zwei neue Pickler erwartet werden können.

Der junge Verein - vorwiegend am Sentiero Alpino tätig
So 6. Juli Rekognoszierung Nomnom: Eine 10-stündige Odyssee, grösstenteils im Nebel und Regen, auf nicht auffindbaren Pfaden entlang aufgeweichter Gemsspuren auf schmalen Grasstreifen in der von Felspartien durchsetzten Südflanke des Nomnom und durch triefende, unbekannte Bergwälder auf der Nordseite. Eine einzige 20-minütige Rast im Nebelregen war uns vergönnt.
3. bis 8. August Zweites Wegbaulager. Für 5 Personen unserer Arbeitsgemeinschaft war Sa 2.8. der erste Arbeitstag: Lagereinrichtung und Markierung der am 6.7. nie wirklich zu Gesicht bekommenen Anmarschroute zum Fuss des Nomnom (Quelle Ravisc).
Mo / Di / DO Arbeiten an der Südflanke des Nomnom und unmittelbar unterhalb. Am Montag brachte uns der Heli auf die Nordseite des Nomnom, wieso weiss ich bis heute nicht. Anschliessend mussten wir mit Werkzeugen und sämtlichem Material, meist rutschend, die 450 Höhenmeter zum Fuss der Steilwand überwinden, um mit der Arbeit beginnen zu können.
Fr 8.8. Behebung von Unwetterschäden am Moleraweg (2000 m ü.M.), eine Zugabe zum happigen Wochenprogramm. Am Samstagvormittag wurden zudem noch einige Schwellen und Stufen in den völlig ausgeschwemmten Weg zwischen Artoalla und La Motta eingebaut.
„Solche Leistungen setzen Idealismus und gute Kameradschaft voraus. Wer würde schon, nur um Geld zu verdienen, täglich fast bis zur Erschöpfung arbeiten? Wie manche Steinplatte ist erst den vereinten Kräften mehrerer Kameraden gewichen!
Ich danke meinen jungen Mitarbeitern, sie haben für eine gute Idee ihr Bestes gegeben. Hoffentlich gelingt es auch nächstes Jahr wieder, freiwillige Helfer zu finden, denn menschliche Arbeitskraft wird zur Erhaltung der alpinen Kulturlandschaft immer unentbehrlich sein.“ (H. Urech)

1981 ist das Jahr, in dem die Mehrzahl der Gründungsmitglieder des Vereins zu Zwangsferien in der Rekrutenschule verdammt war. Die personelle Lücke konnte ich nur mit Mühe in letzter Minute mit drei Schülern füllen, die leider nur in diesem Jahr dabei gewesen sind.
Lager vom 1. – 8. August Samstag,1.8. Rekognoszierung und Erledigung erster kleiner Arbeiten zwischen Cort di Settel und Mottone. Bedingt durch Personalknappheit war nur Donnerstagnachmittag arbeitsfrei. Zu schaffen machten uns die Hitze sowie die unzähligen zähen Stauden, die zurückzuschneiden waren.
„Übrigens möchte ich Deinen Lagerbericht im nächsten Mitteilungsblatt unverändert erscheinen lassen. Es geht mir darum, denen eins ans Bein zu geben, denen sogar 6 Stunden Arbeitszeit (inklusive Arbeitsweg!) zu viel war, sodass sie am Anfang und am Ende abkürzen mussten“. (W. Graf)
„ So werden wir weiterfahren, gestärkt durch das reichlich gespendete Lob von Wegbenützern und durch das Bewusstsein, dass nur dauernde Hilfe dem Tal wirklich etwas nützt.“ (H.Urech)
Vom 11.- 16. Mai 81 leitete ich zusätzlich einen Arbeitseinsatz mit einer Schulklasse zugunsten der Gemeinde Cauco. Wir erstellten unter anderem in nur drei Tagen mitten durch die Wildnis einen neuen Fussweg von Mont Dalta nach La Motta, das heisst von der neuen Forststrasse zur 150 Meter höher gelegenen Maiensäss (Weglänge :1.5km).
„Die Klasse 6b hat durch ihren begeisterten Einsatz, der bei den einheimischen Bauern einhellige Begeisterung ausgelöst hat, beste Propaganda für unsere junge Gymnasiastengeneration gemacht. Wieder einmal wurde der Beweis erbracht, wieviel Positives an Idealismus, Einsatzfreude und Opferbereitschaft in jungen Menschen schlummert.“ (H. Urech)
„ ......... il ringraziamento sentito vade al Professore, che non conosco il nome, ed ai simpatici ragazzi che hanno lavorato on amore, e coraggio anche sfidando il cattivo tempo come fu`al’inizio, e operando magnificamente.“ (Dino Tamot, Presidente U.C.R.T.)

1982 Das Jahr des Schweizerwanderns. Lagerwoche vom 1. – 8. August In diesem Jahr stand die Instandstellung des oberen Teils des Weges von Sta. Maria auf Pian di Renten auf dem Programm (knapp 2 ½ km). Dieses Wegstück ist aussergewöhnlich steil, auf engstem Raum sind 270 Meter Höhendifferenz zu überwinden. Zahlreiche Stellen waren nahezu unpassierbar. Die Arbeitsbedingungen waren in diesem Jahr aussergewöhnlich schwierig und hart: Schlechtes Wetter, problematisches Gelände (sehr steil und meist nur eine äusserst dünne Humus- oder Geröllschicht über dem Fels). Dazu kam eine heftige Darmgrippe, die 5 von 11 Lagerteilnehmern für je einen Tag lahm legte.
So 1.8. Rekognoszierung, Prüfung neuer Varianten für die Wegführung.
Do 5.8. einigermassen gutes Wetter  Abmarsch 05.40, Rückkehr 17.30
Fr 6.8. ganztags heftige Gewitterschauer, arbeiten war nicht möglich, daher Abschluss der Arbeit erst
           Samstagmittag. Am Nachmittag Wiederherstellung der Brücke in Pian Conca mit Armando
           Negretti (damals für uns „ein Landwirt, wohnhaft in Selma“).
„Der restaurierte Weg gestattet nun lohnende Wanderungen durch herrliche urwaldähnliche Bergwälder und über Alpen von Sta. Maria nach Braggio oder Selma. Wir alle sind entschlossen, auch in den nächsten Jahren weiterzufahren.“ (Lagerbericht)
„Hiermit übertrage ich Dir „bis auf Widerruf“ die Verantwortung für den Wegabschnitt Sta. Maria bis Fil de Nomnom/unterer Teil (von Euch 1980 bearbeitete Strecke) inklusive Zugangswege.“ (Graf)
„S’Mettagfrässe hout di fascht onder de nöchschti Schtei ine. Schnufsch denn ändlech uf, weld dänksch segsch fertig ... brengt de Chef no jedem e halbi Tafele Schoggi zom Dessert. Met vollem Buch gots weder a d’Arbet. Am Nomittag got meistens nöm so vöu (aber scho no gnueg!) I ha ömu öpe planget bes de Obe ändlech cho gsie esch. Aber jede Tag het de Urech no zo me ne Ändspurt blose, dass de au sicher bim Abeloufe jede Chnoche gspöhrt hesch“. (T. Glur)
Ab Herbst 1982 war der Sentiero Alpino durchgehend begehbar, in den drei folgenden Jahren widmeten wir uns dem Ausbau alter Wegabschnitte (dringend nötige Verbesserungen) sowie vermehrt den Zugangswegen und der Behebung grosser Unwetterschäden.

1983 Lager 31. Juli – 6. August
Wie immer in diesen Jahren stehen am Sonntag Rekognoszierung und Vorarbeiten auf dem Programm. Sehr gewitterhafte Woche, Di + Mi mussten die Arbeiten am mittleren Nachmittag eingestellt werden. Do 05.30 Abmarsch, Arbeit am Höhenweg bis 16.30, anschliessend Rückmarsch.
„Von Bodio/Artoalla aus verbesserten wir Wanderwege in der wilden und, wie wir erleben konnten, steinschlaggefährdeten Aurigliaschlucht weit oberhalb Selma. Allein schon der täglich zu bewältigende Anmarsch- und Heimweg verlangte allerhand sportliche Leistung (ca. 35 Leistungskilometer). Dazwischen lagen am Montag und Donnerstag noch, die Pausen abgerechnet, 6 ½ Stunden Arbeit mit Pickel und Brecheisen.“ (Lagerbericht)

1984 Lager 30. Juli – 4.August in Artoalla
Wiederum waren wir mit dem Bau von Alp- und Wanderwegen beschäftigt. Im vergangenen Winter wurden durch eine Nassschneelawine verbunden mit einer Rüfe rund 1 km Fusswege total zerstört. Der Weg zur Alp Aion Vec war damit unpassierbar geworden bzw. gar nicht mehr vorhanden. Unsere Arbeitsgruppe hat hier wieder einen neuen Weg gebaut (neue Linienführung war unumgänglich).
Der Donnerstag war diesmal arbeitsfrei.
Freitag: Abmarsch 05.15 - (u.a. Drahtseilmontage am Nomnom) -, Arbeitsende 16.20, dann erst Rückmarsch. Auch am Samstag von 06.15 bis 14.00 nochmals im Einsatz!
„Hervorheben möchte ich, dass die Südseite des Nomnom nun meiner Ansicht nach keine besondern Schwierigkeiten mehr machen sollte, eine Routenänderung drängt sich überhaupt nicht auf.“ (Urech)

1985 Lager 28. Juli – 3.August
Beispiel eines Arbeitstages : Di 30.7. Nach heftigen Gewittern bis 06.00 Abmarsch um 07.00 zur Fortsetzung der Arbeiten am Bosch Negher- Weg. Ab 15.30 heftige Gewitter, gegen 18.00 kommen wir ohne einen trockenen Faden in Artoalla an. Zum Nachtessen im Freien klart der Himmel auf.
„Einmal mehr darf ich meinen Mitarbeitern für ihren beispielhaften Einsatz und die gute Kameradschaft herzlich danken.“ (H. Urech)
Im gleichen Jahr hat sich zusätzlich eine Schulklasse im Rahmen einer Studienwoche am Hilfswerk der Kanti Sursee im Calancatal beteiligt.
„Die fünf Tage waren für jedermann ein tolles Erlebnis. Während man am Tag doch hart Hand anlegen musste blieb uns am Abend jedoch immer Zeit, unter hellem Mondschein über dies und das zu diskutieren. Ein unbeschreibliches Wetter liess die Stimmung während der ganzen Woche nie absinken. Auf der Heimreise war man in Gedanken dann immer noch im schönen Bündnertal, welches, so waren sich alle einig, mit Sicherheit wieder einmal besucht wird.“ (Schülerbericht)

1986 – 89 Konsolidierung und neue Aufgaben
Mit dem Bau von Wanderwegen ist es nicht getan, in den Alpen schon gar nicht. Die Naturgewalten ruhen nicht, und unterhalb der Vegetationsgrenze sind Wegabschnitte bald wieder zugewachsen. So bleibt Jahr für Jahr ein ansehnliches Stück Unterhaltsarbeit, soll der Standart mindestens gehalten werden.
Schon 1980 war uns bewusst gewesen, dass die Wiederherstellung der alten Fusswege vom Tal zu den Monti und Alpen eine mindestens so dringende Aufgabe darstellt. Diese sind nicht nur Zugänge zum neuen Höhenweg sondern auch Verbindungen zum Bergwald und zu den Weideplätzen und werden von den Bauern, welche sie aus eigener Kraft nicht mehr unterhalten können, benützt. Nun, nach Abschluss der gröbsten Arbeiten am Höhenweg, konnten wir uns vermehrt dieser Aufgabe zuwenden.

Lager 1986 Do 31.Juli – Mi 6.August
Immer noch waren wir hauptsächlich mit Wegbau beschäftigt, nur einen Halbtag nahmen wir uns Zeit für den Unterhalt der vier Gebäude in Artoalla. Erstmals aber nahmen die Arbeiten an den Zugangswegen zu den Alpen ebenso viel Zeit in Anspruch wie die Arbeiten am Höhenweg. Einen ganzen Tag arbeiteten wir erstmals auf der westlichen Talseite am Fussweg nach Cavaionc, der schwere Schäden aufwies. Auf der anderen Talseite, zwischen La Motta und Aion Vec, waren Dutzende von umgestürzten Bäumen wegzuräumen, dazu war der Weg durch Lawinen und Wasser stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Alle Schäden konnten wir beheben.
„Schnöuer als erwartet esch die Woche verbie gsie, schnöuer als du wotsch, gots weder talwärts – im Alltag entgäge. Aeh! – es esch emmer en Truurigkeit drenne – es verliebts Abschednäh vo ne re wonderbare Gägend – vo wonderbare Lüüt, eme tolle Verein – ond ergendwo besch secher ... s’ nöchscht Johr göm mer weder is Calancatal. (T. Glur)

1987 Lager So 1.August – Sa 8.August
So Anreise, Lager einrichten mit Sepp Wanner und Hanspeter Müller
Mo Arbeit am Südabschnitt des Höhenweges (u.a. Drahtseilmontage am Renten), Rückkehr 18.45
Di Arbeit in zwei Gruppen: 1. Aion bis Moleraweg, 2. Cavaionc bis Monterisc
Mi Ruhetag, Ausflug zur Buffalorahütte
Do Erstmals arbeitet eine Gruppe auf Wunsch des Gemeinderates von Cauco an der Forststrasse.
Fr Neben anderen Arbeiten die neue Wasserfassung in Artoalla mit kleinem Brunnentrog gemacht.
„Wie immer haben meine Mitarbeiter hervorragend gearbeitet, ihre Treue und ihr Einsatz sind unverzichtbar.“ (H. Urech)

1988 Sa 30.Juli – So 6.August
So Einweihung der Buffalorahütte der ASAC, einige von uns nehmen als Ehrengäste teil.
Mo/Di 05.45 – 18.30 bzw. 17.30 Arbeit am Höhenweg und an den Zugangswegen von Mondent und von Bersach aus. „Jasstisch“ in Stabiel aufgestellt. 
Mi + FR Arbeit an der Forststrasse und am Weg gegen Artoalla, Reparatur von Mauern in Artoalla sowie des Küchendachs aus alten Steinplatten. 
„Ich bin froh, dass Sie sich so intensiv um die Zugangswege bemühen, da die Wege unterhalb der Baumgrenze viel schneller zerfallen als die höher gelegenen.“ (D. Graf)

1989 Sa 29.Juli – 4.August
Sa Anreise zu dritt.
So Lager einrichten, Edy Negretti beim Heuen helfen.
Mo Einsatz Nomnom – Süd und kleinere Arbeiten bis zur Alp Aion de sora.
Di Bau eines massiven Weidezauns entlang der Calancasca.
Mi Arbeitsfreier Tag, Bergwanderungen.
Do Frühstück 05.20, Abmarsch 05.45 Unterhaltsarbeiten von Aion bis zur Aurigliaschlucht und beim
Mottone. Rafael Woll stürzt südlich der Aurigliaschlucht über ein Schneefeld ab und bleibt auf einer schmalen Felsleiste direkt über einer 40 Meter hohen Felswand liegen, wo wir ihn benommen, aber mit nur wenigen Schürfungen, bergen konnten. Am späteren Nachmittag haben wir noch beim Mottone eine Steinbank gestellt. Zurück in Artoalla 18.45!
Fr Weidezaun fertig erstellt, Mauer oberhalb der Küche repariert, Brennholz gerüstet, Weg gegen  Lasciallo freigehauen sowie mit 2 Mann Edy u. Armando beim Heuen geholfen. 
Sa Am Vormittag verschiedene kleinere Arbeiten erledigt, so u.a. einen Zaun vor dem Küchendach angebracht wegen den kletternden Ziegen von Erika. 
„Auf den Zugangswegen sind uns viele Wanderer begegnet, auf dem Höhenweg leider nicht.“ (Lagerbericht)
Immer deutlicher zeichnet sich inzwischen eine allmähliche Verlagerung unserer Aktivitäten ab. Der Sentiero Alpino (wie man den „Höhenweg“ inzwischen nennt) hat seine Kinderkrankheiten hinter sich und verlangt weniger Arbeitsaufwand. Die wichtigsten Zugangswege sind alle zumindest wieder offen, das heisst auffindbar und ohne Schwierigkeiten begehbar. Daher nehmen wir uns vermehrt Zeit für die Gemeinde Cauco und deren Bewohner, seit 1987 haben wir jährlich Anliegen des Gemeinderates entgegen genommen.

1990 – 95 Wir setzen neue Schwerpunkte
Schon fast von Anfang an hat sich unsere Arbeitsgemeinschaft nicht nur auf die Mitarbeit am Höhenwegprojekt der ASAC beschränkt, sondern ist auch auf weitere Anliegen der Einheimischen eingegangen. Zunächst betraf dies nur Wegbauarbeiten unterhalb der Waldgrenze, aber bald darauf haben wir auch anderweitige Unterstützung geleistet. Der Schwerpunkt unserer Arbeiten liegt seit 1990 eindeutig nicht mehr beim Höhenweg. Durch die engere Bindung ans Tal sind wir auf neue Themen und Interessen gestossen und mit dem Erwerb der Maiensäss Sisielma haben wir ein äusseres Zeichen der Verankerung im Tal gesetzt.
Im Sommerlager 1990 haben wir unser Schwergewicht auf die Bearbeitung von Zugangswegen zu Alpen und Maiensässen gelegt. Im Bereich Höhenweg haben wir im Südabschnitt den Zustand kontrolliert und Verbesserungen im Bereich Aion Vec und Renten (Kettensicherung angebracht und Bäume beseitigt) realisiert, zudem die durchgehende Markierung verbessert. Verbessert wurden auch die Wege von La Motta nach Aion und nach Stabiel, sowie der Weg Ravè – Cavaionc mit Fortsetzung gegen Piöv. Dazu kamen Arbeiten an der Forststrasse (bei mörderischer Hitze), am Wasserkanal unter Artoalla und die Mithilfe beim Heuen. Am Freitagvormittag haben wir zu zweit begonnen, auf den Monti von Cauco Ruinen zu suchen und zu kartieren.
„Höhepunkt war für uns das Gefühl, die ursprünglichen Barrieren zwischen uns „Fremden“ und der Talbevölkerung beseitigt zu haben, wir durften unerwartete Beweise der Wertschätzung erleben. Der ASAC möchte ich mitgeben, auf diesem Weg weiterzufahren.“ (Bericht an E. Marx, Präsident ASAC)
1991 Am Sonntag, nach der Anreise ins Lager, Arbeitsbesprechung mit Edy und Armando Negretti  am Kirchenfest in Selma. 
Während der Woche neben Arbeiten am Höhenweg (Montage von Leiter und Ketten in der Aurigliaschlucht) und am Weg von Lasciallo nach Sisielma noch erste Arbeiten in Sisielma ausgeführt. Kartierung von Zeugnissen zur Kulturlandschaftsgeschichte fortgesetzt.
„Dann hinauf in des Busc Negher, wo wir den Weg sperrende Wettertannen entfernen sollten. Mit riesigen Sägen bewaffnet stiegen wir den Weg hinauf zur Arbeitsstelle. Unter mühsamen Bedingungen mussten wir den Weg freilegen. Müde und hungrig trafen wir spät beim Lagerhaus ein“. (ein Schüler)
Sisielma Schon 1988 begannen wir uns nach einem eigenen „Lagerhaus“ umzusehen, das heisst nach einer Cascina oder einem Stall auf den Monti von Cauco. Mangels eigenen Kontakten im Tal wandten wir uns an den Gemeindepräsidenten, der uns daraufhin spontan eine beschädigte Cascina (mit Loch im Dach) in Artoalla schenkte. Die kantonalen Behörden lehnten aber eine Restaurierung des Gebäudes strikt ab. Nach längerem Suchen machte Herr Negretti eine käufliche Cascina in Sisielma ausfindig, die ich nach zähen Verhandlungen mit den Eigentümern im Sommer 1991 erwerben konnte. Am 9.7.1992 ging sie an die AVC über.
1992 Eine Gruppe von 8 Fronarbeitern hat am Höhenweg und an Zugangswegen verschiedenste Unterhaltsarbeiten ausgeführt (u.a. zahlreiche umgestürzte Bäume beseitigt). In Cauco haben wir im Wald gearbeitet und Bauern beim Heuen geholfen. Dazu kamen Einrichtungsarbeiten an unserem zukünftigen Basislager in Sisielma. Von Freitag auf Samstag haben erstmals drei Mitarbeiter von uns in Sisielma geschlafen.
„Wir haben uns auch dieses Jahr nicht nur auf Wegunterhalt beschränkt, doch haben wir auch keinen freien Tag bezogen sondern Montag bis Freitag von 06.00 – 18.00 gearbeitet – übrigens stets bei grossartiger Stimmung!“ (aus Tätigkeitsbericht an ASAC)
Ein Meilenstein in diesem Sommer war die Unterzeichnung des Kaufvertrags für eine Cascina (Stall mit angebauter kleiner Küche) auf dem Monti Sisielma am 9.Juli gewesen (Kaufpreis: Fr 40'000). Noch am gleichen Tag hatten wir mit den dringendsten Bauarbeiten am Gebäude begonnen: Das alte undichte Dach ersetzt sowie den morschen Prügelboden der Heubühne. Dank der Mitarbeit von 6 Vereinsmitgliedern liessen sich die Kosten hierfür auf rund Fr 10'000 begrenzen.
1993 30.Juli – 5.August: 15. Sommerlager, das erste in unserer eigenen Lagerhütte in Sisielma, einem Stall mit Feuerstelle im hangseitigen Anbau, den der Verein noch im letzten Jahr soweit als notwendig renoviert hatte. 1993 war auch das letzte Präsidialjahr von Wilfried Graf bei der ASAC.
Arbeiten: 1 Tag am Höhenweg, 1 Tag an Zugangswegen (Bersach – Mondent – gegen Alp Settel), 2 Tage am sentiero von Lasciallo bis Pian Conca (hinter La Motta Einbau von Lärchenstämmen) und Heuen, 1 Tag Arbeiten an der Kapelle in Lasciallo (alten Verputz abspitzen). Am Dienstag erhielten wir einen alten Kochherd für Sisielma - welch ein Luxus.
„Natürlich sind mir Eure Arbeiten auf Cort de Settel sofort aufgefallen. Dieser Weg ist tatsächlich musterhaft, und die verlegten riesigen Platten zeigten mir sofort: das konnte nur die Gruppe Urech sein. Das Werk ist um so eindrücklicher wenn ich in Deinem Bericht nun lese, dass dies nur ein Teil Eurer Arbeit war“. (W. Graf)
1994 Das Lager beginnt am Sonntagvormittag mit Mäharbeiten in Sisielma (mit Balkenmäher), ein Lagerbeginn der Tradition geworden ist.
Arbeiten: Am Höhenweg und an den Zugangswegen ab La Motta, Säubern der gemeindeeigenen Alne-Weide, Umgehungsweg La Motta gebaut, Heuen, etc.
Skizze des Tagesprogramms vom 2.8.94
05.00 Tagwache, anschliessend Morgenessen nach individueller Wahl.
05.45 Abmarsch mit allen notwendigen Werkzeugen (leider fehlen uns Packesel).
07.00 sind wir am Höhenweg und beginnen nach einer Verschnaufpause von 10 Minuten mit der
          Arbeit:
           Pickeln, Stauden wegschneiden, Bäume wegräumen. Die Routine der Arbeit wird unterbrochen
           durch das Verschieben von rund eine Tonne schweren Steinplatten. Irgend einmal mussten
           diese unangenehmen Wegstellen doch von jemand bearbeitet werden!
            Am Vor- und Nachmittag je einmal 10 Minuten Trinkpause, (mehr liegt wegen der Knappheit
           an Tee und Trinkwasser nicht drin), dazwischen 45 Minuten Mittagsrast während der wir uns
           wie Kannibalen über die Landjäger hermachen.
17.00 Endlich lässt der Chef die Arbeit abbrechen, schliesslich sollen wir am nächsten Tag auch noch
           Arbeit haben. Mit aufgewärmten Muskeln nehmen wir den „Spaziergang“ zu unserer 800
           Höhenmeter tiefer gelegenen Residenz in Sisielma unter die Füsse (zwei von uns sind schon
           vorher losgezogen, damit wir noch vor dem Verdursten zu einer heissen Suppe und
           anschliessend zu einem üppigen, die Teller sprengenden, Nachtessen kommen.
           Danach reicht die Zeit bis zur Nachtruhe kaum aus, um unsere ausgetrockneten Körper
           genügend anzufeuchten, damit es Morgen wieder läuft.
1995 Im Lager vom 30.Juli – 5.August fiel wiederum das gewohnte Spektrum an Arbeiten an. Speziell waren der Abbruch eines alten Stalles in Artoalla, dessen noch brauchbares Holz für einen kleinen Ersatzbau verwendet werden soll sowie die Mitarbeit bei der Vorbereitung und Durchführung der „Tage der offenen Tür“ in der restaurierten Kapelle Lasciallo.
„Schönes Wetter wie immer in den letzten Jahren hat zu einem wiederum erfolgreichen Lager beigetragen. Meinen Mitarbeitern, Neulingen wie „alten“ Veteranen, gebührt ein aufrichtiger Dank für ihren grossen Einsatz. Eine Serie beeindruckender megalithischer Treppenstufen im Aufstieg zur Quelle des Ria de la Ravisc wird hoffentlich jahrzehntelang an ihre diesjährige Arbeit erinnern“.
(Lagerrapport an ASAC)
Das Jahr 1995 steht am Übergang zu einer Neuausrichtung des Vereins. Das heisst nicht, dass wir unsere bislang verfolgten Ziele aufgegeben hätten, für den Unterhalt der Wanderwege und insbesondere des Höhenweges haben wir weiterhin gesorgt. Da aber der Zeitaufwand hierfür abnahm, eröffneten sich uns Möglichkeiten für anderweitige Unterstützungen und Projektarbeiten. Aus dem „Pickelclub“ wurde eine kleine vielseitig tätige Organisation.
In den Jahren 1993 – 95 wurde auf meine Initiative hin die Rettung der vom Zusammenbruch bedrohten Kapelle in Lasciallo an die Hand genommen. Dies war aus verständlichen Gründen kein Projekt der AVC, aber zahlreiche junge Menschen aus dem Kreis unserer „Pickler“ haben hier unter meiner Leitung zusammen gut 600 Stunden Fronarbeit geleistet, davon den ganz überwiegenden Teil ausserhalb der Lagerwochen des Vereins. Ihr Einsatz war für den Erfolg des mutigen Projektes unabdingbar. Umgekehrt haben Idealisten, die am Kapellenprojekt mitgearbeitet hatten, später den Weg in unsere Arbeitsgemeinschaft gefunden.
Im Herbst 1995 verschaffte mir ein vom Kanton gewährter Urlaub die Möglichkeit, mich vermehrt mit Geographie und Geschichte des Tales, in dem ich seit 14 Jahren Arbeits- und Studienwochen mit Schülern und Ehemaligen durchgeführt hatte, zu beschäftigen. Ich tat dies grösstenteils im Rahmen eigener Forschungsarbeiten im Feld, deren Ergebnis ich später teilweise publiziert habe. Sie gaben den Anstoss für unsere späteren Projekte zur Geschichte und Pflege der Kulturlandschaft des Calancatals.
Wandel und Öffnung 1996 – 2005
In diesem Zeitabschnitt ist unsere Vereinsarbeit erstmals einer breiten Öffentlichkeit innerhalb und ausserhalb des Calancatals bekannt geworden. Die erfolgreiche Restaurierung der Kapelle von Lasciallo, für die ich Initiator gewesen bin, hat wesentlich dazu beigetragen. Zudem wurde ich gebeten, unser Projekt im Rahmen der Ringvorlesung „Manifest für unsere Erde“ an der Universität Basel im Wintersemester 1995/96 vorzustellen. Weiter ist auch in der „Schweizer Familie“ vom 24.7.96 ein viel gelesener Artikel erschienen. Gleichzeitig bewirkte das wachsende gegenseitige Vertrauen eine noch engere Zusammenarbeit mit den Menschen in Cauco und den umliegenden Dörfern.
Konkret heisst das, dass wir seither öfter um Unterstützung angegangen wurden. Wir haben auf Anfrage Wege instand gestellt in Selma, Sta. Maria, von Braggio nach Bolada und sogar die alte Mühle in Castaneda hat uns kurz gesehen. Das Schwergewicht unserer Tätigkeit verbleibt aber in Cauco. Die Kontakte zur Gemeindebehörde, insbesondere zum Sindaco Edy Negretti, wurden ebenso regelmässig wie jene zum Vorstand der ASAC. Herr Negretti verstand es ausgezeichnet, unsere Mitarbeit so einzuplanen, dass möglichst grosse Teile des Gemeindegebietes von unserer Unterstützung profitieren konnten. Über die offiziellen Aufträge hinaus waren und sind wir naturgemäss vor allem im Raum zwischen Contarescia und La Motta tätig: Vergrösserung und Pflege der Heuwiese in Sisielma (das heisst Wiederherstellung des Zustandes um 1970), Wiederaufbau zerbrochener Wegmauern, Umgebungsarbeiten bei der Kapelle in Lasciallo und Mithilfe bei der Heuernte in den Steilhängen bezeichnen einige Schwerpunkte. Im Zusammenhang mit dem in vielen Arbeits- und Studienwochen geweckten Interesse an der Geschichte der Kulturlandschaft begannen wir zudem mit der Freilegung einiger von Gebüsch überwucherten ehemaligen Ackerterrassen.
Selbstverständlich erhielt aber bei der Erstellung des Arbeitsplans für die Lagerwochen der „Sentiero Alpino“ Priorität, jedes Jahr gab es hier wieder Abschnitte zu überarbeiten oder derart zu verbessern, dass die Unterhaltsarbeiten reduziert werden konnten. Im Durchschnitt entfielen stets zwei volle Arbeitstage auf Höhenweg und Zugangswege.
Schwerpunkte waren: 1996 Mauer + Treppe in der Aurigliaschlucht (12-Stundeneinsatz mit 20’ Mittagspause!), 1997 Alp Settel – Mottone, 1998 Alp Settel – Renten, 1999 Aion, Bush Negher, 2000 Abstieg vom Renten. Nach der Jahrhundertwende reduzierte sich der Aufwand spürbar, meist gab es, von ausgesetzten Stellen abgesehen, nur noch punktuelle Schäden, die bei Kontrollgängen behoben werden konnten. Dies ermöglichte einerseits die Arbeit in Kleingruppen und andererseits eine intensivere Zusammenarbeit mit der Gemeinde Cauco.
„Ganz besonders dankbar sind wir Ihnen, dass Sie die unbefriedigende Situation in der Aurigliaschlucht verbessert haben. Die diesbezüglichen Bemerkungen der Gäste in der Hütte haben im August schlagartig aufgehört.“ (H.U. Baier 1996)
„Siamo molto contenti i sapere che anche per l’estate 1997 ha l’intenzione di eseguire dei lavori di miglioramento necessari al Sentiero Alpino di Calanca cosi’ anche ai sentieri accessibili dal settore Sud.“
„Hans schenkt uns allen zum 25-jährigen Jubiläum eine Dokumentation über die „Arbeitsgemeinschaft Val Calanca“. Hoffentlich finden alle von uns – gemäss dem unmissverständlichen Wegweiser auf dem Titelblatt – noch viele Jahre lang den Weg ins Tal um den bisher erlebten Sinn und Geist weiter zu vertiefen und tatkräftig zum Ausdruck zu bringen“. (M. Grob)
„ 1979 – HEUTE Seit 25 Jahren ist Hans Urech jedes Jahr mit einer Gruppe von Helferinnen und Helfern im Südabschnitt des Weges tätig. Seinem unermüdlichen Einsatz verdanken wir den guten Zustand des Weges von der Nomnom-Südflanke bis nach Sta. Maria. Auch in der Zukunft.“ (Jubiläumsschrift ASAC 2003)
Von den weiteren Aktivitäten in diesem Jahrzehnt sind speziell erwähnenswert: Der Abbruch und teilweise Wiederaufbau des „Milimatti-Stalls“ in Artoalla (1996), die erstmaligen Arbeiten an der Fahrstrasse Rodè – Masciadone (1997), die Arbeiten am fast unpassierbaren Wanderweg nach Camanna (1998) und ganz besonders die unvergessliche Holzer- und Räumungsaktion bei anhaltend strömendem Regen im Lawinenauffangbecken am Ria de La Motta, die bis an die Grenze zum Kanton Tessin Wellen warf (1999). Im Jahr 2000 haben wir auf meine Initiative hin und ohne Absprache mit dem Landbesitzer erste Rodungsarbeiten auf einigen verwaldenden Ackerterrassen über Lasciallo ausgeführt und damit, ohne es zu ahnen, ein weiteres neues Kapitel in der Vereinsgeschichte aufgeschlagen. Im Jahr darauf restaurierten wir Teile des alten Wasserkanals unterhalb von Artoalla, eine Vorarbeit zu unserem späteren Kulturlandschaftsprojekt.
2002 konnten wir vier kleinere Projekte in Cauco (Dorf) und Bodio realisieren und 2003 die zwei baufälligen Brücken in der Felswand vor den Monti von Agher erneuern. Dies war in meinen Augen die schwierigste, riskanteste und nervenaufreibendste Arbeit bis anhin (oder für immer?). Höhepunkt im Lager 2004 war die Freiholzung des Trassees der Transportseilbahn von Bodio nach Cavaionc, für den Holzfäller in Anbetracht der über das Seil hängenden Bäume eine höchst anspruchsvolle Arbeit. Nun, es ging ohne Panne und der Erfolg sowie das unerwartet schnelle Vorankommen haben uns berauscht wie selten zuvor eine Arbeit.
Witterungsbedingt und weil wir noch umfangreiche Arbeiten für die Gemeinde Cauco ausgeführt haben war das Lager sehr streng ( für einige Personen bis 63 Stunden schwere körperliche Arbeit).“ (Lagerbericht 1999)
Im Jahre 2005 erhielten wir auf ein entsprechendes Gesuch hin vom „Fonds Landschaft Schweiz“ die Zusage eines à- fonds- perdu Beitrages für unsere Arbeitseinsätze im Calancatal, dies „als Zeichen der Anerkennung für ihr Engagement und zur Ermutigung, sich weiterhin für die Erhaltung der Kulturlandschaft einzusetzen“. Dies veranlasste uns, neben den gewohnten Arbeiten in diesem Sinn das angekündigte Projekt <Ackerterrassen im Val Calanca> anzugehen. In Absprache mit den Landbesitzern konnten wir geeignete Terrassen auswählen und bereits exakt vermessen.
Markus Kneubühler hat zusammen mit Schülern an unserem Internetauftritt gearbeitet. Die Homepage gibt einen konkreten Einblick in unsere Tätigkeiten und ist die geeignete Plattform, um unsere Arbeitsgemeinschaft und die verschiedenen Projekte bekannt zu machen.
„In deinem Brief hat mich vor allem auch der letzte Satz sehr angesprochen ... dem Tal eine möglichst breite Unterstützung und neue Impulse geben.“ (E.Marx, ASAC)
2006 – 2011 Das Projekt „Kulturlandschaft im Wandel der Zeit“
Das Jahr 2006 brachte einige bedeutende Veränderungen für den Verein. Im Juni dieses Jahres weilte ich zum 21. und letzten Mal mit einer eigenen Schulklasse im Calancatal, auch aus dieser Klasse fanden nochmals zwei Schüler den Weg in unsere Arbeitsgemeinschaft. Mit meiner Pensionierung ist die Mitarbeiter-Quelle an der Kanti Sursee leider versiegt. Dafür hatte ich erstmals Zeit, zwei Arbeitseinsätze an verlängerten Wochenenden zu leiten, seit dem Jahr 2006 sind solche Einsätze in Kleingruppen (zusätzlich zur üblichen Lagerwoche) Tradition.
Ebenfalls 2006, nach fast drei Jahrzehnten mit alljährlichen Arbeitslagern, entschlossen wir uns, einen wesentlichen Teil unserer Aktivitäten in einem Projekt zur Pflege und Bewahrung des vielfältigen kulturlandschaftlichen Erbes zu verknüpfen. Unter dem Titel „Kulturlandschaft im Wandel der Zeit“ haben wir unsere Ideen bekannt gemacht und klare Zielsetzungen für die Zukunft formuliert. Derart wurde auch das gerade anlaufende Terrassenprojekt in einem grösseren Rahmen gestellt und der damaligen Präsidentin von PRO NATURA, Frau Semadeni, in ihrer Eigenschaft als Projektbegleiterin beim FLS anlässlich ihres Besuches in Cauco vorgestellt. Für die Startphase und die in dieser Zeit anfallenden aufwendigen Arbeiten erhielten wir, wie schon erwähnt, einen finanziellen Beitrag vom FLS.
Insgesamt haben wir 2006 noch einen Viertel der Arbeitszeit für unsere bisherige Kernaufgabe, den Wegunterhalt, eingesetzt, der ganze Rest entfiel auf andere Arbeiten im Rahmen der Projektidee im Raum Cauco, u. a. auf erste Arbeiten bei den Terrassen oberhalb Lasciallo (Beseitigung von Gebüsch und Bau eines Zugangsweges). Ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war der Neubau der „Pont di Mont“ Brücke über den Bergbach hinter Cavaionc, eine Arbeit für die die Gemeinde weder die Armee noch den Zivilschutz gewinnen konnte.
„I lavori di ripristino del ponte a Cavaionc sono lì oggi a dimostrare l’opera attenta di un gruppo di volontari animati da un particolare spirito di abnegazione“. (P. Ferrari)
In den Jahren 2007 – 2011 beanspruchte die Wiederherstellung von Trockenmauern früherer Ackerterrassen gut 900 Stunden Schwerarbeit. Dass wir diese Arbeiten ohne Maschinen und moderne Werkzeuge im Stil vergangener Jahrhunderte wiederherstellen konnten, erfüllt uns mit einigem Stolz. Besonders schön ist, dass die Idee im Calancatal Nachahmer gefunden hat ( ... Rossa 201? ).
Bei den Terrassen in Cauco ist es ihre Urtümlichkeit und ihre durch natürliche Erschwernisse bestimmte Unförmigkeit, die Eindruck macht, da sie den Kampf früherer Generationen ums Überleben bezeugt.
Parallel zum Terrassenprojekt gingen die gewohnten Arbeiten weiter: Wegunterhalt, Markierungen, Bau von Stützmauern, Einrichten von Ziegenweiden (mit Gattern), Heuen usw. Dazu kamen 2007 längst fällige Verbesserungen an unserem Lagerhaus in Sisielma: Vordach, Balkon und Einbau mäusesicherer Schränke.
Zwei Stunden vor Beginn unserer 30. GV 2008 in Lasciallo erreichte uns die Nachricht vom Hinschied unseres lieben Freundes Edy Negretti. Während 23 Jahren hat er uns als Bindeglied zum Tal die Wünsche von Gemeinde und Privatpersonen übermittelt und sich darüber hinaus bis zu seinem Übertritt ins Altersheim im Frühjahr 2007 für uns und unsere Arbeit interessiert und diese unterstützt. Er hat uns den Stall in Sisielma vermittelt und noch im letzten Lebensjahr in Absprache mit seinem Bruder Armando und seiner Nichte Manuela uns eine Nutzungsbewilligung für La Cascina erteilt. Wir können und werden ihn nie vergessen, ohne ihn hätte es eine AVC in der existierenden Form nie gegeben!
Im Arbeitslager besuchten uns Frau Käsermann und Frau Semadeni vom FLS und haben mit ihrer Begeisterung für unsere Arbeit bei uns einen neuen Motivationsschub ausgelöst. Heuwetter war 2008 rar, unser letztes Heu konnte erst am Montag nach Abschluss des Lagers eingebracht werden. Auch das Herbstweekend fiel buchstäblich ins Wasser, dennoch haben zehn Vereinsmitglieder bei Kälte und anhaltend strömendem Regen zwei Tage pausenlos gearbeitet.
„In den vergangenen 30 Jahren ist für mich nicht einfach ein Traum Wirklichkeit geworden; das was aus unserer Arbeitsgemeinschaft geworden ist, was mit ihr erreicht wurde, geht weit über die Visionen des begeisterten Lehrers von damals hinaus. Ich danke euch und allen, die an diesem Werk mitgearbeitet haben.“ (H. Urech, Jahresbericht 2008/09)
Dem Bericht an die Gemeinde Cauco über das Jahr 2009 entnehme ich Folgendes:
- Den tief ausgeschwemmten Weg gegen Tec Paolin wieder befahrbar gemacht.
- Unterhalt sentiero Cauco – La Motta: Steine + Holz weggeräumt, Treppenstufen ersetzt und ab
Lasciallo den ganzen Weg gemäht.
- Weide in Alne gesäubert.
- Hang unter der Kapelle Lasciallo ein zweites Mal (!) von jungem Gebüsch gesäubert, damit
wieder gemäht werden kann.
- Umgebungsarbeiten bei der Kapelle (Gras und Sträucher schneiden, Pflästerung ergänzen).
- Schneise für Seilbahn nach Cavaionc frei geholzt.
Ein weiterer Meilenstein in der Vereinsgeschichte war die Aufrichtung einer wetterfesten Toilette in Sisielma (im 31. Arbeitsjahr des Vereins!). Im September hat eine kleine Gruppe ein neues Wegstück südlich von Cant gebaut, eine Arbeit, die uns grosses Lob einbrachte. „Menschen mit Erfahrung und Können – wo finden wir sie noch ...!“ (K. Bürki)
Wie ich den Jahresberichten entnehmen kann, waren die Jahre in denen wir die Hauptarbeiten für das Terrassenprojekt ausführten, sehr streng. 2010 zum Beispiel leisteten im Rahmen von insgesamt 6 Arbeitseinsätzen 18 Vereinsmitglieder fast 1000 Stunden Fronarbeit. Davon entfielen rund 40% auf die Restaurierung von Zeugnissen der traditionellen Berglandwirtschaft, 25% auf den Unterhalt von Wanderwegen (u.a. am Nomnom), 25% auf landwirtschaftliche Arbeiten und der Rest auf die Erstellung eines Zauns um die Wasserfassung unter Artoalla.
Ein leider bis anhin einmaliger wunderbarer Ausgleich zur strengen Arbeit war im gleichen Jahr die von Martin mustergültig organisierte 2-tägige Vereinsreise, an der 8 Mitglieder teilnehmen konnten. Das kleine Grüppchen erlebte zwei unvergessliche Tage im Raum Bodensee- Allgäu und kehrte mit reichlich Rettenberger Bier über die Grenze in die Schweiz zurück. Ein irrsinniges Erlebnis: Die Klosterherberge in Irsee!
Im folgenden Jahr konnten wir die dringenden Sanierungsarbeiten an den Terrassen in den Projekträumen Ciüs + Al Sborf erfolgreich abschliessen und so insbesondere die Gefahr eines weiteren Zerfalls bannen. Die Restaurierungsarbeiten in den Jahren 2006 bis 2011 wurden ausführlich dokumentiert ( Homepage). Ebenfalls 2011 konnten wir in Lasciallo eine wettergeschützte Informationstafel zu unseren Projektarbeiten realisieren, im Frühjahr 2012 folgte in Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat eine zweite bei der Brücke in Cauco. Die Tafeln sind ein Gemeinschaftswerk unserer Holzbearbeitungs- und Informatikspezialisten und fraglos ein unentbehrlicher Bestandteil der vom FLS unterstützten, nun abgeschlossenen Projektphase. Einen grossen Zeitaufwand beanspruchten, wie jedes Jahr, die verschiedensten Unterhalts und Pflegearbeiten in der Kulturlandschaft; Nachhaltigkeit ist für uns kein Modewort sondern Verpflichtung.
Schon 1975 hatte ich mich im Rahmen von Projektwochen mit meinen Gymnasiasten mit Möglichkeiten zur Tourismusförderung auseinandergesetzt und als praktischen Beitrag einen ersten einfachen Faltprospekt zusammengestellt, den wir in der Schule vervielfältigen konnten. 1983 folgte der etwas aufwendiger gestaltete Prospekt „Wandern im Calancatal“ mit Hinweisen auf Sehenswürdigkeiten, zur Gastronomie und zu möglichen Wanderrouten (periodische Anpassungen und Ergänzungen in den Folgejahren). Seit 1996 übernahm mein Berufskollege Markus Kneubühler die professionelle Gestaltung von Druckerzeugnissen, zu denen ich das Rohmaterial lieferte. Auf diesem Weg wurde die Informationsarbeit schliesslich zur Vereinsaufgabe, mit immer mehr digitaler Ausrichtung.
2012 bis auf Weiteres: „Vergangenheit trifft Zukunft“
Noch 2011 haben wir uns entschlossen, auf den Monti von Cauco in den kommenden Jahren das von mir ausgearbeitete Projekt Vergangenheit trifft Zukunft, das die Pflege der Kulturlandschaft mit Aspekten der Umwelterziehung kombinieren möchte, zu verfolgen. Wir möchten Touristen im Calancatal an unseren Erfahrungen teilhaben lassen und sie ermuntern, selber auf Entdeckungsreisen zu gehen. Vor allem aber wollen wir mithelfen, wichtige Zeugnisse der historischen Kulturlandschaft zu bewahren und für einen sanften Tourismus nutzbar zu machen sowie die heutigen Bauern in ihren Bemühungen unterstützen, die letzten Flächen des einstigen landwirtschaftlichen Kulturlandes ökologisch zu nutzen. Kurz gesagt: Vergangenes und Gegenwärtiges verbinden mit Blick auf die Zukunft. Das Projekt verlangt weiterhin einen breit gefächerten Einsatz für die Kulturlandschaft.
Die letzten Jahre (ab 2012) sind auf unserer Homepage laufend recht gut dokumentiert worden, sodass an dieser Stelle auf eine detaillierte Zusammenfassung verzichtet werden kann. Wie schon angedeutet, waren 2012 noch diverse mit dem Terrassenprojekt zusammenhängende Arbeiten abzuschliessen. So wurde ein Verbindungsweg zwischen den restaurierten Arealen Ciüs und Al Sborf fertiggestellt sowie bei der Kapelle eine massive Holzbank platziert. Beim Kehrplatz in Sisielma fand der schwere Lärchenbrunnen seinen definitiven Standort. Speziell erwähnenswert sind noch die Restaurierung der „Heubrücken“ bei Tec Paolin sowie die Holzeraktion zur Rückgewinnung von Weideland in Bodio. Deutlich spürbar wird, dem neuen Projekt Vergangenheit trifft Zukunft entsprechend, eine Konzentrierung unserer Arbeiten auf die Kulturlandschaft von Cauco. So entfielen etwa 2013 rund 25% der Arbeitszeit auf den Unterhalt von Wanderwegen (Sentiero Alpino, Monti von Arvigo), 15% auf die Terrassenarbeiten (u.a. Markierung „Steiniger Weg“) und der ganze Rest auf andere Arbeiten zur Landschaftspflege: Mähen, Heuen, Entbuschen, Wiederaufbau eingestürzter Trockenmauern, Säuberung von Mähwiesen, Holzereiarbeiten und den Unterhalt traditioneller Bauten (Behebung kleinerer Elementarschäden).
Zwischen 2013 und 2018 haben wir mitgeholfen, grössere verbuschte oder verwaldete Flächen auf ehemaligen Wiesen und Weiden wieder nutzbar zu machen und derart die drohende vollständige Verwaldung ehemaliger Monti zwischen Lasciallo und La Motta zu stoppen. Immer wieder standen Reparaturarbeiten am Fussweg zwischen Cauco und Aion an (z.B. 2012 eine eingestürzte Mauer vor Artoalla, 2016 unterhalb Sisielma, 2017 vor und hinter La Motta).
In der Terrassenanlage Ciüs waren zwei eingestürzte Mauerabschnitte wieder aufzubauen (2016 und 2018), 2017 wurde dort die erste Pflanzung von Lavendel in Angriff genommen.
Weiter möchte ich an folgende, etwas speziellere Arbeiten erinnern:
- Reparatur des Stalldachs in Artoalla nachdem die auf das Dach gestürzte Fichte nicht ohne Mühe
und Risiko von einem 2-Mann- Team ohne Kran oder Seilwinde beseitigt war. (2013)
- Rodung des Bachtobels in Cauco (2014), seither pflegt es die Gemeinde.
- Ausbau des Fahrweges gegen Tec Paolin, ergänzt mit Geröllsammler beim Bächlein. (2014)
- Den neuen hölzernen Brunnen in La Motta angeschlossen.
- Feuerstelle in Al Sborf angelegt. (2015)
- Eingraben des Wassertanks von Herrn Tinner in Sisielma. (2016)
- Am Wanderweg oberhalb Arvigo umgestürzte Bäume beseitigt (Schneedruckschäden). (2018)
- Neubau eines rund 100 Meter langen Teilstücks am Weg von Mont Dalta nach La Motta. Durch
vom Sturm geworfene Fichten war hier der Weg völlig zerstört, oder besser gesagt, nicht mehr vorhanden. (2018)
Noch drei kurze Bemerkungen zum Jahr 2014:
- Dieses Jahr war witterungsmässig das schwierigste in der ganzen Vereinsgeschichte: Im
Sommerlager an sechs von neun Tagen Regenwetter, darunter acht Halbtage mit intensivem Dauerregen, insgesamt nur 1 ½ Tage Sonnenschein zum Heuen.
- Am Freitag, natürlich bei Regen, Arbeiten an der Nomnom-Südflanke. Es war dies unser bis anhin letzter Einsatz am Sentiero Alpino, der in den ersten Vereinsjahren eine zentrale Rolle gespielt hatte. Während 36 Jahren stand unser Verein jedes Jahr mit grosser Freude an diesem Höhenweg im Einsatz, anfänglich mehrere Tage pro Woche, seit 2002 noch mindestens einen vollen Tag. Ab 2012 wurde unsere Arbeit vom Vorstand der ASAC kaum noch wahrgenommen,
konsequenterweise haben wir uns bis auf Widerruf zurückgezogen. Als Wegbaupionier fühle ich mich heute fehl am Platz.
- Im November erhielten wir ein letztes Schreiben vom Gemeinderat Cauco. „Mit Interesse haben wir den Kurzrapport Ihrer Arbeitseinsätze gelesen und einmal mehr konstatiert, wie viel wertvolle Hilfe von Ihnen allen für unser Dorf und die Dorfgemeinschaft geleistet wird. Dafür möchten wir Ihnen herzlich danken.“
Seit dem 1.1. 2015 ist Cauco keine selbständige Gemeinde mehr, sondern Teil der neuen Gemeinde Calanca.
Geändert hat sich in den verflossenen vier Jahrzehnten vieles, der Lagerbetrieb ist, entsprechend dem Durchschnittsalter der Vereinsmitglieder, ruhiger geworden, aber nicht gemächlicher. Das knappe Zeitbudget verpflichtet weiterhin zu einem hohen Arbeitstempo und möglichst wenig Pausen. Schade, wir sollten wieder mehr Zeit für gemeinsame Wanderungen finden können.
Ein immer breiteres Arbeitsspektrum, verbunden mit einem Rückgang flexibel einsetzbarer Arbeitskräfte, wie das einst die Schüler und Studenten gewesen waren, und die damit verbundenen organisatorischen Herausforderungen, machten mir seit 2015 zunehmend zu schaffen, dazu kam die Sorge um die Zukunft des Vereins. Wir haben uns 2017 und 2018 intensiv mit diesen Fragen beschäftigt und einen breit abgestützten Konsens hinsichtlich der Zukunft des Vereins gefunden.
Wir wollen weiterhin Solidarität leben!
                                                                                                                        Hans Urech